Auszeichnung für sehr gute Zusammenarbeit für das Pankreaszentrum des Klinikum-Mitte in Bremen
Ärzte informierten und beantworteten Fragen der Bremer AdP-Gruppe
Selbsthilfegruppen-Treffen zum Weltpankreaskrebstag
Zum Weltpankreaskrebstag traf sich die AdP-Gruppe Bremen, Bremerhaven und umzu am 20. November 2023 im Klinikum-Mitte in Bremen. Das zertifizierte Pankreaszentrum (Bauchspeicheldrüsenzentrum) der Klinik wurde vertreten durch Dr. Holger Kespohl und die beiden Leiter des Pankreaszentrums, Prof. Johann Ockenga und Prof. Hüseyin Bektas. Das Pankreaszentrum wurde 2015 gegründet.
Pankreaszentrum als Kompetenzzentrum am Klinikum-Mitte
Prof. Ockenga (Gastroenterologie) berichtete über das Vorgehen in der Klinik, wenn Bauchspeicheldrüsenkrebskranke mit ihren Beschwerden erscheinen. Nach einigen Untersuchungen gibt es Tumorkonferenzen, bei denen viele Ärztinnen und Ärzte über alle vorliegenden Befunde eines Patienten beraten, um dem Patienten die bestmöglichste Behandlung und Versorgung zukommen zu lassen. Die Idee von medizinischen Zentren ist, die Kompetenzen zum Wohle der Patienten zu bündeln. Prof. Bektas (Chirurgie) erläuterte, dass es häufig zehn Ärzte und noch zugeschaltete Ärzte sind, die bei solchen Tumorkonferenzen über die Behandlung einzelner Patienten beraten. Berücksichtigt werden müssen dabei auch die Vorerkrankungen der Patienten und in manchen Fällen werden Patienten mit Chemotherapie vorbehandelt, um sie operieren zu können.
Was ist der Unterschied zwischen einem Pankreaszentrum und einem zertifizierten Pankreaszentrum?
Prof. Ockenga erläuterte, was ein Pankreaszentrum alles leisten und vorweisen muss, um bei den externen Kontrollen als zertifiziertes Pankreaszentrum zu gelten. Für Patienten und Patientinnen wichtig zu wissen ist, dass „Pankreaszentrum“, genauso wie „Darmzentrum“, keine geschützten Begriffe sind und sich Abteilungen in jedem Krankenhaus so nennen können. Um als Pankreaszentrum zertifiziert zu werden, zählen bei der externen Prüfung nicht nur die Qualifikationen der Ärzte, die Anzahl der Operationen und mögliche Komplikationen danach, sondern auch die Betreuung der Patienten nach einer Behandlung oder Operation. Dazu gehören zum Beispiel die Versorgung mit Ernährungsberatung, Krankengymnastik, dem Sozialdienst, Psychologen, Seelsorgern und der Nachsorge. Der Sozialdienst hilft bei praktischen Dingen wie der Beantragung einer Reha-Maßnahme direkt im Anschluss an den Klinikaufenthalt oder der Organisation einer Haushaltshilfe.
Wie sind Tumormarker zu bewerten?
Die Ärzte des Pankreaszentrums beantworteten die Fragen der anwesenden Bauchspeicheldrüsen-Erkrankten. Viele Fragen gab es zum Tumormarker CA 19-9 und inwieweit man diese und jene Zahl bei den eigenen Untersuchungen einzuschätzen habe. Dr. Kespohl (Chirurgie) machte deutlich, dass man nicht die Tumormarker verschiedener Personen miteinander vergleichen könne, sondern dass es immer darum gehe, den Verlauf der gemessenen Tumormarker einer Person zu vergleichen. Prof. Bektas betonte, dass Tumormarker immer nur ein möglicher Hinweis auf ein Pankreaskarzinom (bösartiger Tumor) sein können, aber nicht ein Beweis dafür. Hinzu kommt, dass sich manchmal auch Pankreaskarzinome bilden, ohne dass der Tumormarker ansteigt. Alle Ärzte zeigten Verständnis für die Sorgen der Patienten und Prof. Ockenga brachte es mit seiner Aussage auf den Punkt: „Das größte Problem für Sie ist die Unsicherheit, dass Sie nie wissen, was in den nächsten Monaten passiert.“
Wie oft sollen IPNM-Zellen untersucht werden?
Da mehrere Teilnehmende IPNM-Zellen (intraduktal papillär-muzinöse Neoplasien) an der Bauchspeicheldrüse haben, wurden an die Ärzte hierzu viele Fragen gestellt. Diese IPNM-Zellen können eine Vorstufe für bösartige Bauchspeicheldrüsentumore sein, weshalb sie regelmäßig kontrolliert werden sollten. In welchen Zeitabständen die Untersuchungen erfolgen sollten, hängt davon ab, wo die IPNM-Zellen liegen und wie groß und wie viele sie sind.
Auszeichnung für sehr gute Zusammenarbeit für das Pankreaszentrum
Alle anwesenden Patienten und Angehörigen drückten gegenüber den Ärzten ihre Wertschätzung dafür aus, dass sie sich an diesem Tag und auch bei den anderen AdP-Treffen im Klinikum-Mitte die Zeit nehmen, um mit den Bauchspeicheldrüsen-Erkrankten zu sprechen und Fragen zu beantworten. Für dieses Engagement erhielten die Ärzte Dankesurkunden vom AdP für eine ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Die Selbsthilfegruppe im Austausch
Wenn die Krankheit die Leistungsfähigkeit im Beruf und in der Freizeit mindert
Nach der Pause tauschten sich die Betroffenen und Angehörigen in der Gruppe aus. Dabei thematisierten die jüngeren Frauen zwischen fünfzig und sechzig Jahren den schweren Abschied von ihren beruflichen Plänen. „Ich hatte noch so viel vor“ und „Es tut mir so weh, das Schöne in meinem Beruf nicht mehr verwirklichen zu können“, sagten die Frauen, aber auch „Ich muss mich mit dieser Diagnose jetzt erst einmal um meine Gesundheit kümmern. “ Eine Erkrankte berichtete über ihre Freude, wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können.
Doch auch die Erkrankten zwischen siebzig und achtzig Jahren erzählten, wie schwer es ihnen falle, durch die Krebserkrankung geschwächt und nicht mehr leistungsfähig zu sein. Sport, der früher gesundheitsbewusst zur Routine gehörte, ist nun nicht oder nur noch eingeschränkt möglich. Ehrenämter, für die man leidenschaftlich im Einsatz war, können nur noch teilweise ausgeübt werden oder müssen ganz abgegeben werden.
Das Leiden der Partner von Bauchspeicheldrüsenkranken
Bei dem Treffen wurde deutlich, wie sehr Partnerinnen und Partner von Bauchspeicheldrüsenkrebs-Kranken mitleiden. Bei der immensen Unterstützungs-Arbeit, die sie häufig leisten, gelangen sie an ihre Grenzen und darüber hinaus. Sie sind es, die Arzttermine und den Alltag organisieren, wenn Bauchspeicheldrüsenkranke in gesundheitlich schlechten Phasen dazu nicht in der Lage sind. Wichtig ist, dass auch sie sich Unterstützung holen, z.B. durch eine Beratung bei der Bremer Krebsgesellschaft, einer eigenen Psychotherapie und im besten Fall einem persönlichen Umfeld, das sie unterstützt.
Wenn Kranke alleinstehend sind
Für alleinstehende Bauchspeicheldrüsenkranke ist es besonders schwer. Sie haben häufig niemanden an der Seite, der sie unterstützt und in gesundheitlich schlechten Phasen alles für sie organisiert. Eine alleinstehende Teilnehmerin fragte um Rat, wie sie behördliche Dinge erledigen könne, um ihren Kindern bei schwerer Krankheit und Sterben nicht zur Last zu fallen. Hier gibt es in Bremen einige Stellen, die Beratung anbieten. Wichtig ist, dass kranke Alleinstehende sich an diese Beratungsstellen wenden und auch im persönlichen Umfeld um Hilfe bitten.
Wenn der Tumor nicht mehr operabel ist
An dem Nachmittag sagten drei Personen: „Ich kann nicht operiert werden. Ich muss jetzt mit dem Tumor leben.“ So schlimm es ist, einen Tumor an der Bauchspeicheldrüse zu haben, der nicht mehr operiert werden kann, wenn mehrere Menschen mit demselben Schicksal im Raum sitzen, dann wird in solchen Momenten die Enttäuschung und Trauer geteilt, aber auch die Hoffnung und der Wille, das Leben bis zum letzten Tag zu genießen.
Am Rande notiert: Wenn Bauchspeicheldrüsenkranke sich über Privates unterhalten
Bei der Austauschrunde regte ich in der Selbsthilfe-Gruppe an: „Ich fände es gut, wenn wir mehr über private Dinge reden würden.“ Die Runde sah mich gespannt an. „Wir könnten, statt immer nur über unsere Bauchspeicheldrüsen-Krankheiten zu sprechen, uns auch über unsere Arbeit, unsere Hobbies und unser Zuhause erzählen oder ob ihr zum Beispiel eine Katze zuhause habt“, erklärte ich. Eine Frau meldete sich zu Wort: „Ich habe zwei Katzen zuhause. Bei einer davon hat der Tierarzt letztes Jahr Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt.“ Eine Zweite fiel ein: „Oh ja, von meiner Freundin die Katze hat auch Bauchspeicheldrüsenkrebs.“ Alle sahen betroffen aus, bevor wir über uns selbst lachten.
Zum Glück haben wir uns dann nicht über die Behandlungsmöglichkeiten von bauchspeicheldrüsenerkrankten Katzen unterhalten. Stattdessen sagte meine Sitznachbarin: „Also ich mach dann mal weiter. Ich bin geschieden, frisch verliebt und mir geht es super.“
Rosa Jiménez-Claussen
Regionalleiterin für Bremen, Bremerhaven und umzu