Der Pastor und die Hippie-Christin

Rosa Jiménez-Claussen hat mit „Denn dein ist die Liebe“ ihren ersten Roman geschrieben

von Ina Ulbricht

Stuhr/Huckelriede. Es geht um Intoleranz, Welten, die aufeinander prallen und allem voran um die Liebe. Rosa Jiménez-Claussen aus Huckelriede hat unter ihrem Pseudonym Flora Montán ihren ersten Roman geschrieben. Nach zwei erzählenden Sachbüchern und einer preisgekrönten Kurzgeschichte widmet sich die Autorin, die bis 2020 als Lehrerin an der Moordeicher KGS gearbeitet hat, einmal mehr dem Thema Akzeptanz. Die Geschichte dreht sich um Anna und Hannes: Sie ist eine bisexuelle Hippie-Christin, Spanischlehrerin und bei den Jesus Freaks aktiv. Er ist konservativer Pastor und Lehrer an einer christlichen Schule. Die Figur sei vom kontroversen Bremer Pastor Olaf Latzel inspiriert, verrät Jiménez-Claussen. Real sei allerdings keine der Kirchengemeinden oder Personen, die in ihrem Roman auftauchen, betont sie. Trotz ihrer gegensätzlichen Weltanschauungen verlieben sich Anna und Hannes ineinander. Der Roman spielt in Bremen. „Ich habe viele eigene Erfahrungen einfließen lassen“, erzählt Jiménez-Claussen, die aufgrund einer Erkrankung an der Bauchspeicheldrüse nicht mehr als Lehrerin arbeiten kann. Nicht nur ihr Beruf, auch ihr soziales Umfeld – sie habe viele queere Freunde, sagt sie – haben die Geschichte inspiriert. „Die Idee war, die Aggressivität rund um die Themen Gendern und die queere Community zu verarbeiten“, sagt sie zum Hintergrund ihres Romans.„Was müsste passieren, damit die Leute miteinander reden und sich akzeptieren, anstatt sich zu verdammen?“ Verpackt habe sie das Ganze in eine Liebesgeschichte, die ihre Leser auch zum Schmunzeln bringen soll.

Queere und christliche Stadt

„Bremen ist eine queere und gleichzeitig auch christliche Stadt“, meint die Autorin. Über 60 Kirchengemeinden der evangelischen Landeskirchen gebe es in der Hansestadt. „Der Umgang mit queeren Themen ist ganz unterschiedlich in den einzelnen Gemeinden.“ Aber auch der Umgang mit anderen Religionen sei ein Thema. Ungefähr zweieinhalb Jahre habe es gedauert, den Roman fertig zu schreiben. Mit dem Bremer Kellner Verlag habe sie auch den passenden Herausgeber gefunden. Den Inhaber zu überzeugen sei allerdings nicht ganz einfach gewesen, verrät sie. „Der Verlag bringt eher Sachbücher und Krimis heraus“, sagt Jiménez-Claussen. „Mein Roman ist ein Wagnis für sie.“ „Denn dein ist die Liebe“ ist der erste Liebesroman, der im Kellner Verlag erscheint. Und trotz aller Konfliktthemen die ihr Buch behandelt, war Jiménez-Claussen von Anfang an klar: „Ein Happy End ist Muss.“ Ihr Leben sei schon dramatisch genug. „Ich mag auch keine Krimis lesen“, sagt sie.„Wenn ich abends im Bett liege, möchte ich etwas Schönes lesen.“ Und weil sie glaubt, dass viele Frauen ähnlich denken, habe sie den Liebesroman geschrieben, der trotz aller Widrigkeiten, denen sich die Protagonisten stellen müssen, eine schöne Geschichte sei. Darüber hinaus hat die Bremerin vieles aus ihrer Heimatstadt einfließen lassen – wenn auch unter anderen Namen. So wird etwa der WESER-KURIER zur „Weser Post“ und Buten un Binnen zu „Bremen und umzu“. Nur das Klinikum Bremen-Mitte taucht unter seinem richtigen Namen auf. Mit persönlichem Bezug der Autorin. „Dort wurde ich operiert“, sagt sie. Und auch die Mutter des Protagonisten wird hier mit einer ähnlichen Erkrankung behandelt. „Das ist mein Markenzeichen“, sagt Jiménez-Claussen. „Auch wenn es kein schönes ist.“ Aber die Bauchspeicheldrüsenerkrankung sei nun einmal Teil ihres Lebens. Deswegen leitet die 53-Jährige auch eine Selbsthilfegruppe für Bauchspeicheldrüsenerkrankte, organisiert entsprechende Informationsveranstaltungen und ist Ansprechpartnerin zum Thema.

Buchreihe geplant

„Denn dein ist die Liebe“ ist der Auftaktroman zu einer Buchreihe, die Jiménez-Claussen plant. Unter dem Titel „Bremer Stadtprotestanten“ möchte die Autorin künftig auch weitere ernste Themen heiter präsentieren.„Es soll immer darum gehen, was in den christlichen Gemeinden so passiert“, verrät sie. Der Roman beginnt an einem Gründonnerstag und feiert an eben diesem auch seine Premiere. Die offizielle Bremer Buch-Premiere, die das Bremer Literaturkontor und die Bremer Stadtbibliothek gemeinsam mit dem Kellner Verlag organisieren, findet mit einer Lesung der Autorin am Donnerstag, 6. April, ab 20 Uhr im Theatersaal des Gemeindezentrums Zion an der Kornstraße 31 in Bremen statt. Das Buch ist ab sofort in allen Buchläden und online erhältlich.

Queer
wird häufig als Sammelbegriff für lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen verwendet.

Pressebericht Weser-Kurier am 3. April 2023 als PDF Download

 

 

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