Die Ohnmacht überwinden – Henning Heilmann
Henning Heilmann bekam Probleme mit der Bauchspeicheldrüse
– heute hilft er selbst in SCHLÜCHTERN / FULDA –
„Viele Betroffene sind so krank, dass ihnen jeder Mut und jede Kraft fehlt, etwas gegen den damit einhergehenden Verlust an Lebensqualität zu tun. Manch einer verkriecht sich in sich selbst“, beschreibt Henning Heilmann (71) das Gefühl von Ohnmacht, das Menschen, bei denen eine ernstzunehmende Bauchspeicheldrüsenerkrankung diagnostiziert wird, ereilen kann. Heilmann, ein sehr belesener und lebenserfahrener Ex- Manager und Headhunter, der aus Hildesheim (Niedersachsen) stammt, als Kind mit seinen Eltern in den Bergwinkel kam und sich durch knochenharte Arbeit die Grundlagen für einen sorgenfreien Ruhestand schuf, ist Regionalgruppenleiter Mittelhessen des „Arbeitskreises der Pankreatektomierten“ (AdP) im PLZ Bereich 35000 – 36999, der unter anderem Marburg, Wetzlar, Fulda und Bad Hersfeld umfasst.
Bis auf kleinere Zipperlein war ich nie krank gewesen im Leben“, so Heilmann. Doch dann, vor drei Jahren, habe es ihn doch erwischt. „Ich bekam fürchterliche Blähungen, fühlte mich gar nicht gut“, erinnert er sich. Zwar gibt es gegen solcherlei Symptome heutzutage entsprechende Mittel. Zudem ist Vieles sicher „Kopfsache“. Doch darin sah Heilmann für sich selbst keine Lösung. Er recherchierte und stieß dabei auf den AdP. Am Ende stellte sich heraus, dass er eine kleine, geschrumpfte Bauchspeicheldrüse habe, die nicht mehr so effizient arbeite. Heute, wo er wisse, wie er seinen Körper entlasten könne und was dieser vertrage und was nicht, gehe es ihm viel besser. Größere Sorgen habe er sich da schon um seine Frau gemacht.
„Mein Schwiegervater starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs“, nennt Heilmann den Grund hierfür. „Das war zu einer Zeit, als die Diagnose dieser Krankheit de facto ein Todesurteil war. Heute muss das nicht mehr zwingend der Fall sein“, fügt er hinzu. Dennoch weiß man aus der medizinischen Forschung, dass vor allem bei Menschen, die an einer erblich bedingten Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) leiden, ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs besteht. Zur Freude der ganzen Familie habe seine Frau Erika – Stand heute – keinen Krebs. Damit sei aber noch nichts endgültig. So nehme seine Frau täglich Enzyme zu sich – mit der entsprechenden Dosierung von Verdauungsenzymen lebe sie soweit gut. Doch wie bei anderen Krebserkrankungen auch gibt es nicht immer ein Happy End. Experten zufolge werden rund 30 Gene, die sich im Laufe eines Lebens ändern können, mit diesem Tumor in Verbindung gebracht. „Großer Vorteil unserer Selbsthilfeorganisation ist, von den Erfahrungen anderer Betroffener zu profitieren“, so der Regionalgruppenleiter. Darunter seien durchaus viele Mut machende Beispiele. „Es gibt Patienten, die haben keine allzu gute Prognose, schaffen es am Ende aber dennoch, noch 15 oder 20 Jahre – zuweilen noch viel länger – zu leben und Lebensfreude und -qualität zurückzuerlangen“, so Heilmann. Wir haken nach, fragen nach Beispielen. Heilmann recherchiert, wird fündig und schickt uns die Biografie eines Mannes, der zu den „Langzeitüberlebenden nach Pankreaskarzinom“ gehört. „Kämpfen lohnt allemal“, lautet das Fazit von Hans Berg aus dem südhessischen Heppenheim (Bergstraße) gut 21 Jahre nach der Schock-Diagnose „Bauspeicheldrüsen- Krebs“, die den gelernten Metzger und Koch im Alter von 37 Jahren ereilt hatte. Bis auf 46 Kilogramm war Berg nach seiner OP im Jahre 1998 abgemagert – heute ist sein Ernährungszustand wieder weitgehend normal, und es geht ihm nach eigenen Angaben gut. „Ja, man kann mit dieser Krankheit leben. Es ist zwar Vieles anders als vorher, aber man lebt“, so Berg, der heute – wie Henning Heilmann aus Schlüchtern – als Regionalgruppenleiter anderen Menschen in extrem schwierigen Situationen hilft. Rund 30 Mitglieder betreut Heilmann zurzeit. Eine Jahresmitgliedschaft, die ein informatives AdP-Handbuch einschließt, kostet 60 Euro. „Wenn es jemanden schwerfällt, diesen Betrag aufzubringen, helfen wir natürlich auch. Es geht ja um Hilfe, nicht ums Geld“, versichert Heilmann. Wichtig sei, auch die zu erreichen, die bislang noch nichts von der Existenz des Arbeitskreises wüssten. „Da gibt es eine hohe Dunkelziffer“, vermutet Heilmann. Diejenigen in seiner Gruppe betreut er mit viel Einfühlungsvermögen. Er gratuliert beispielsweise jedem persönlich zum Geburtstag, erkundet sich immer wieder mal nach dem Befinden und ist ein geduldiger Zuhörer, wenn das Telefon klingelt. Starke Nerven, ja, ohne die geht sowieso nichts. Wenn Betroffene am Telefon aufgrund ihrer Situation anfangen zu weinen, sei das im Übrigen gut. „Denn damit fängt der Prozess an, sich zu befreien, mit den Tränen kommt alles raus – das ist so ein bisschen wie Tagebuchschreiben.“ Heilmann gibt noch einen wichtigen Hinweis zur AdP e.V. Grundausrichtung. „Wir sind weder Ärzte und auch keine Therapeuten. Unsere Mitglieder können lediglich ihre eigenen Erkenntnisse weitergeben und von den Erfahrungen derzeitiger und ehemaliger Mitglieder berichten – das sind sehr praxisnahe Tipps“, verdeutlicht er
PATIENTENAKADEMIE AM 12. NOVEMBER
Über noch mehr spannende Details werden Mitglieder im AdP am Dienstag, 12. November, in der Patientenakademie des Klinikums Fulda berichten und an diesem Tag mit einem Infostand vertreten sein. Das Klinikum Fulda lädt anlässlich des diesjährigen Welt-Pankreastages, der wenige Tage später stattfindet, um 17.30 Uhr in den Hörsaal ein. „Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse nehmen immer weiter zu und bedürfen einer überlegten Diagnostik und Therapie. Hier sind insbesondere zystische Tumore auf dem Vormarsch“, informiert Priv.-Doz. Dr. med. A. Hellinger vom Pankreaszentrum des Klinikums Fulda in einem Informationsflyer zur Veranstaltung, bei der einige Fachreferate und Fallbeispiele auf dem Programm stehen. Im Rahmen der Veranstaltung sollen einige Fragen zum Krankheitsbild geklärt werden. Darauf aufbauend, stellen sich der Arbeitskreis der Pankreatektomierten und das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Pankreaszentrum am Klinikum Fulda vor. Klinik-Angaben zufolge ist eine Anmeldung zur Veranstaltung nicht erforderlich.
Quelle: Marktkorb.de von Mirko Luis mirko.luis@mguv.de ,
am Mittwoch, 23. Oktober 2019 unter der Rubrik: BLICK IN DIE REGION
Kontaktadresse: Arbeitskreis der Pankreatektomierten (AdP)
Regionalgruppenleiter Mittelhessen Henning Heilmann
Steinweg 3, 36381 Schlüchtern
Telefon: (06661) 6007837
Mail: henning.heilmann@t-online.de