Erlebnisbericht – Wandertag für die Seele – am 11.09.2024 zum Schloss Bothmer Klütz

Ich möchte diesen Bericht mit einer Mail starten, die ich von einem betroffenen Ehepaar nach der Veranstaltung am nächsten Tag erhalten habe:

„Guten Morgen Herr Buchsteiner,
wir möchten uns gerne nochmal für den gestrigen Tag ganz herzlich bei Ihnen bedanken. Es hat uns ganz toll gefallen. Besonders gut hat uns die Rundumversorgung und Betreuung gefallen. Wir haben auch viele neue Informationen und Hinweise mitgenommen. Da haben Sie einen wunderschönen Tagesausflug organisiert!!! Der Tag wird uns in guter Erinnerung bleiben.
Mit herzlichen Grüßen
Michael und Heike“

Allein wegen dieser Mail war es jede Mühe und jeden Cent wert, diesen Tag organisiert zu haben.
Doch zurück zur Veranstaltung selbst. Wir hatten einen Reisebus organsiert, der unsere Betroffenen und Ihre Angehörigen in Stralsund, Greifswald, Rostock und die Schweriner in Wismar einsammelte. Es regnete an diesem Morgen in Strömen. Unser Kraftfahrer kämpfte tapfer, um den vorgegebenen Fahrplan einzuhalten. Ich bin in Rostock zugestiegen. Im Bus herrschte so eine Stimmung von Erwartung und Aufgekratzt-Heit. Es wurde auch schon mal gelacht. Der Wetterbericht versprach ab Mittag besseres Wetter. So war es dann auch. Als der Bus in Klütz am Bahnhof der Kleinbahn (genannt „Kaffeebrenner“) eintraf, hatte es aufgehört zu regnen. Die privat angereisten Betroffenen und Ihre Angehörigen begrüßten uns mit großem Hallo.

Einige Teilnehmer vor der Abfahrt

 

Die Bahn kurz vor Abfahrt
Ein NDR-Film-Team, dass uns den Tag über begleitete, erwartete uns bereits. Extra für uns war ein Zug mit drei geschlossenen und einem offenen Wagon bereitgestellt. Es war aber kalt, so dass unsere Teilnehmer die drei geschlossenen Wagons enterten.
Insgesamt waren wir 44 Betroffene und Angehörige + 2 Krankenschwestern +3 Personen vom begleitenden NDR-Team. Mit der Veranstaltung konnten wir erstmalig eine Reihe von an der Bauchspeicheldrüse Erkrankten und ihrer Angehörigen erreichen, die noch keinen Kontakt zu unseren AdP-Selbsthilferegionalgruppen hatten. Unserer gute Pressearbeit im Vorfeld der Veranstaltung hatte ganze Arbeit geleistet.
In den historischen Wagons saßen wir uns auf Holzbänken gegenüber. Nach kurzer Zeit war das Eis gebrochen. Mann stellte sich vor und es begann eine lebhafte Diskussion. Nebenbei wurde die Landschaft, drei freilaufende Nandus und viele Rehe wahrgenommen. Nach der einstündigen Fahrt von Klütz nach Reppenhagen und zurück, wechselten wir die 500m zum Schloss. Einige zu Fuß, andere mit dem Bus.

 Wandertag für die Seele

Nachdem alle im Schloss angekommen waren, begann der Vortrag unseres eingeladenen Dipl. Psychoonkologen, Dr. Ullrich. Er hatte das Thema -Die Bedeutung der Psychologie bei Krebs wird gern über- und unterschätzt: Gedanken und Anmerkungen eines Psychoonkologen- gewählt. Was zu Anfang sehr trocken begann, wurde aus meiner Sicht immer interessanter. Eine wesentliche Aussage (ob mit oder ohne Krebs) war: Wer einsam ist, stirbt eher. Wir waren zumindest an diesem Tag nicht einsam.
Nach dem Vortrag ging es ans Mittagessen. Das Schlosspersonal hatte im Foyer drei große runde sehr schön eingedeckte Tische vorbereitet. Jeder hatte Platz und wir aßen gemeinsam. Es gab Hähnchenkeule mit in Butter geschwenktem Reis und Möhrengemüse. Dazu diverses Obst. Kaffee, Tee, Wasser, und kleine Snags wurden den ganzen Tag über angeboten.

 

Nach dem Essen besichtigten wir das Schloss mit Führung. Dazu waren wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Wir erfuhren viel Wissenswertes und Kurioses über das Schloss und den Schlossherren. Graf Freiherr von Bothmer war vom verarmten Landadel zum ersten Premierminister Englands aufgestiegen. Er ließ Downing Street Nr.10 bauen und diente als bis heute einziger
Premierminister unter zwei Königen. Da er Deutscher war, durfte er kein Schloss in England bauen. So fiel seine Wahl für seinen Schlossbau auf Klütz. Hier konnte er große Flächen Land kaufen. Er hat das fertige Schloss nie besuchen können, da er vorher starb.
Nach dieser sehr schönen Führung war Dr. Ullrich wieder gefragt. In zwei getrennten Werkshops a 45min (einen für Betroffene und einen für Angehörige) konnten zum Thema Psyche Fragen gestellt und eigene Erfahrungen dargestellt werden. Bei den Angehörigen stand besonders der soziale Aspekt mit seinen psychischen Folgen im Vordergrund: Wo kann man Hilfe finden?
Vor den Workshops hatte das NDR-Team uns verlassen. Nach den beiden Sitzungen war die Veranstaltung beendet. Alle sind wohlbehalten wieder zuhause angekommen.
Neben den Informationen aus dem Vortrag und Workshop, konnten wir umfangreiches Informationsmaterial des AdP weitergeben. Wir hoffen, dass Teilnehmer der Veranstaltung zu Mitgliedern des AdP werden und unsere zukünftigen Regionalgruppenveranstaltungen besuchen. Hier hatten wir ein positives Echo.

 

Ich bin mir sicher, dass jeder der Teilnehmer ein Lächeln im Gesicht hat, wenn er oder sie an diesen Tag denken.

PS: Im Nachsatz möchten wir noch einige Erfahrungen aus dieser Veranstaltung weitergeben:
-Etwas mehr als 50 Betroffene haben sich gemeldet. Aber nur die an diesem Tag Fitten konnten teilnehmen. Es war eben ein langer Tag, der am Morgen mächtig verregnet war. 14 Absagen von AdP-Mitgliedern haben wir erhalten, Aufgrund Ihres Alters und ihres Gesundheitszustandes haben sie sich diesen Tag nicht mehr zugetraut. Die nächsten Wandertage im nächsten Jahr werden wir örtlich begrenzter auf die einzelnen Bedürfnisse der Regionalgruppen abgestellt organisieren.
– Die Veranstaltung hat gezeigt, dass zum Thema Psychologie bei unseren Betroffenen und Ihrer Angehörigen ein großer Informationsbedarf besteht. Mit dem Vortrag und den Workshops von Dr. Ullrich konnten wir dieses Thema nur Anreißen und darauf aufmerksam machen. Wir werden das Thema Psychoonkologie/Psyche in unser Format – Die Hürden des Lebens meistern, trotz Bauchspeicheldrüsenerkrankung – aufnehmen und möglichst einmal im Jahr dazu weitere Workshops veranstalten (Hinweis: Dieses Format umfasst Themen wie z.B. Diabetes, Ernährung, Bewegung und Soziales)
-Ohne umfangreiche Presse- und Medienarbeit lassen sich solch große Veranstaltungen in MV nicht füllen. Sie zeigen, dass eine ganze Reihe Betroffener mit normaler Selbsthilfegruppenarbeit nicht erreicht werden und sie erst durch eine gute Pressearbeit aufmerksam werden. Insofern waren unsere Presseberichte sehr hilfreich. Es war darüber hinaus, auch eine gute Werbung für unsere SHG-Arbeit.
– Diesen Tag haben uns zwei Krankenschwestern aus Stralsund ganztägig (auch im Bus) begleitet. Am Nachmittag beim Workshop der Angehörigen haben wir sie dann gebraucht. Eine Angehörige hatte einen Schwächeanfall, der von beiden Krankenschwestern sehr gut betreut wurde. Medizinische Betreuung sollte bei solchen Veranstaltungen immer berücksichtig werden.
-Wichtig war bei unserer Veranstaltung auch unser Augenmerk auf die Angehörigen. Es hat sich gezeigt, dass sie genau wie die Betroffenen selbst, mitunter Hilfe brauchen. Hier werden wir zukünftig Angebote machen.
– Unter dem Thema -Workshop für die Verbesserung der seelischen Verfassung unserer Betroffenen und Ihrer Angehöriger- hat die AOK Nordost Die Gesundheitskasse diese Veranstaltung mit einer Projektförderung begleitet.
-Das Mittagessen konnte aus einer nicht zweck- und projektgebundenen Spende der Stiftung -Betroffen- von Prof Birth aus Stralsund bezahlt werden.

Bericht: Uwe Buchsteiner
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