Ihr Leben mit seinem Krebs

Angehörige stehen oft unter großer Belastung/ Lebensrealität verändert sich/ Beratungsstelle in Wiesbaden

Von Julia Kleiner in WIESBADEN/RÜDESHEIM.
Ein steriles Büro im Krankenhaus. Ein Schreibtisch zwischen dem pensionierten Ehepaar Ansgar und Hilde Geilich und dem Gastroenterologen der Wiesbadener Helios-Dr.-Horst-Schmidt- Kliniken. Auf dem Tisch liegt der Befund einer Vorsorgeuntersuchung: Diagnose Krebs. Fünf Buchstaben, die den lebensfreudigen Rüdesheimer schwer erschüttern. Nur eine kurzfristige OP kann den Patienten retten. ,,Ich habe zwar noch zugehört, aber ich konnte überhaupt nichts mehr aufnehmen“, erinnert er sich an diesen Tag im Januar 2014. Seine Frau Hilde Geilich war von Anfang an an seiner Seite. ,,Sie hat weiter zugehört, Rückfragen gestellt“, erzählt Geilich. Nach der Diagnose folgen drei OPs, ein siebenwöchiger Krankenhausaufenthalt mit einer Phase im künstlichen Koma und fünf Wochen Reha. Nach den OPs ist Ansgar Geilich Diabetes-Typ 3c, ihm wurde die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) entfernt. Er nimmt etwa 20 Kilo ab und ist in der ersten Zeit nach dem Krankenhaus auf ständige Hilfe angewiesen

Sie liest ihrem Mann jeden Tag vor

Während seiner Koma-Phase sitzt Hilde Geilich jeden Tag neben seinem Bett und liest ihm vor – eine ungewohnte Situation. Das solle man so machen, haben die Ärzte gesagt. Jeder Besuch ist eine Fahrt ins Ungewisse. Wie wird sein Zustand sein? Was werden die Ärzte sagen? Als er aufwacht, hängt sie ihm Fotos von den gemeinsamen Kindern und den Haustieren ins Zimmer. Danach kocht sie jeden Tag für ihn und fährt das Essen ins Krankenhaus. Denn aufgrund des Diabetes verträgt Geilich die normale Kost im Krankenhaus nicht. Viel Zeit für sich hat Hilde Geilich nicht. ,,Ich bin manchmal in den Wald gefahren, in der Hoffnung, niemanden zu treffen.“ Denn was hätte sie den Leuten erzählen sollen? ,,Ich wusste ja selbst nicht, wie es weitergeht.“ Trotz allem bleibt Hilde Geilich positiv. ,,Ich wusste, es steht auf der Kippe, aber ich wusste auch, er wird nicht sterben.“ In der Klinik fokussiert sich alles auf die Genesung des Patienten. Ob Hilde Geilich ebenfalls Unterstützung braucht, habe dort niemand gefragt. Dabei pflegen es zwischen Anlaufstellen und Kliniken oft rege Kontakte, weiß Ellen Schurer von der Krebsberatungsstelle in Wiesbaden. ,,Oft kommen die Angehörigen erst im Verlauf der Krankheit zu uns. Dann, wenn ihnen die Kraft ausgeht“, sagt sie. Dabei stünden Angehörige oft unter einer größeren Belastung als Betroffene … >>> Kompletten Bericht als PDF downloaden

WIESBADENER KURIER am Dienstag, 4. Februar 2020

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