Medizinische Informationen
Allgemeine Informationen zu Krebs
Krebs – Was ist das eigentlich?Der Begriff Krebs steht für mehr als hundert verschiedene Krankheiten, die durch Tumoren verursacht werden. Ein Tumor ist eine Schwellung im Gewebe, der durch Zellwucherung entsteht. Tumoren können gutartig oder bösartig sein. Krebszellen entstehen, wenn sich bestimmte Abschnitte der Erbsubstanz (Gene) verändern, diese nicht mehr repariert und die Erbinformationen dadurch „verfälscht“ werden. Dies ist offenbar altersabhängig: je älter der Mensch wird, desto unzuverlässiger arbeitet dieses Reparatursystem. Das spiegelt sich auch in den Neuerkrankungszahlen wider: das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer und Frauen bei 69 Jahren. Es gibt jedoch auch Krebsarten, die insbesondere jüngere Erwachsene betreffen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt hier bei 38 Jahren.
Jedes Jahr erkranken 500.000 Menschen in Deutschland an Krebs. Rund 50 Prozent aller Krebspatienten können heute geheilt werden, darunter vier von fünf Kindern. Die Neuerkrankungsrate ist in den letzten Jahren gestiegen. Vergleicht man die Zahlen mit der Lage im Jahr 1970, hat sich die Zahl der Betroffenen sogar fast verdoppelt. Doch ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt auch, woran das liegt. Die Ursache ist die steigende Lebenserwartung und der Rückgang bei anderen Erkrankungen, die früher lebensbedrohlich waren.
Immunsystem und Krebs
Die bekannteste Funktion des Immunsystems ist die Abwehr von Infektionen. Weniger bekannt ist, dass das Immunsystem auch eine wichtige Rolle bei der Beseitigung von gealterten und geschädigten Zellen spielt – auch von Krebszellen. Entkommen Krebszellen dem Immunsystem, ist das nicht auf eine gezielte Strategie zurückzuführen. Vielmehr führt eine Reihe zufälliger Veränderungen dazu, dass das Immunsystem die Tumorzellen nicht mehr als geschädigt erkennt – oder sie trotz Erkennung nicht angreift. Krebs ist also bei den allermeisten Patienten keine Folge eines Immundefekts oder einer pauschalen Immunschwäche.
Wie entsteht Krebs?
Zu den Faktoren, die Gene verändern und so die Krebsentstehung fördern können, gehören UV-Strahlen, Tabakrauch, Chemikalien, chronische Infektionen, ein erhöhter Alkoholgenuss und eine ungesunde Lebensweise mit wenig Obst, Gemüse und Bewegung. In fünf bis zehn Prozent der Fälle sind diese Veränderungen erblich bedingt. In diesen betroffenen Familien tritt der Krebs in jeder Generation und schon in jungen Jahren auf. Menschen mit einem hohen familiären Risiko sollten sich deshalb intensiv beraten lassen und regelmäßig zur Krebsfrüherkennung gehen.
Gefährliche Tumorzellen
Krebszellen stimulieren sich selber zur Teilung und ignorieren wachstumshemmende Signale aus der Zell-Umgebung. Sie können sich unendlich oft teilen und sind potenziell unsterblich. Sie sind in der Lage, bestehende Blutgefäße für ihr eigenes Fortleben anzuzapfen.
Die gefährlichste Eigenschaft von Krebszellen besteht jedoch darin, in benachbartes Gewebe einzudringen, sich im Körper auszubreiten und an entfernten Stellen Tochtergeschwülste zu bilden. Insbesondere diese Metastasen machen einen bösartigen Tumor zur lebensbedrohlichen Gefahr.
Vorsorge und Früherkennung
Was kann man selber unternehmen, um Krebs vorzubeugen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen für Frauen und Männer, dazu einige Beispiele:
- Gynäkologische Untersuchungen
- Screeninguntersuchungen beim Urologen
- Regelmäßiger Check-up
Auch eine entsprechende Vorsorge kann hilfreich sein, wie beispielsweise eine HPV-Impfung, die möglicherweise Gebärmutterhalskrebs vorbeugen kann.
Wichtige Warnsignale
Krebs ruft im frühen Stadium in der Regel keine Beschwerden hervor. Aber es gibt Warnzeichen, die auf eine bösartige Erkrankung hinweisen können.
Diagnose
Bei der Diagnose von Krebs spielen insbesondere bildgebende Verfahren eine entscheidende Rolle. Aber auch andere Verfahren, wie die Analyse von Zell- und Gewebeproben, sind relevant. Im Folgenden werden einzelne Verfahren vorgestellt:
Die durch Röntgen möglich gewordene „Durchleuchtung” des Körpers mit energiereichen Strahlen ist noch heute eines der am häufigsten verwendeten bildgebenden Verfahren.
Magnetresonanztomografie (MRT)
Die Magnetresonanz- oder Kernspintomografie (MRT) erzeugt mithilfe von Magnetfeldern Bilder aus dem Körperinneren. Röntgenstrahlen spielen dabei keine Rolle, weshalb die Untersuchung für den Patienten nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden ist.
Die Computertomografie (CT) ist ein spezielles Röntgenverfahren, bei dem der Körper Schicht für Schicht durchleuchtet wird. Mit ihrer Hilfe lassen sich die genaue Position und die Ausdehnung eines Tumors bestimmen.
Positronen-Emmission-Tomografie (PET)
Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) ist ein so genanntes nuklearmedizinisches Verfahren, das mithilfe von Radionukliden Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar macht. Hintergrund ist der Umstand, dass bösartige Tumoren oft einen deutlich intensiveren Stoffwechsel haben als gutartige Gewebe. Verwendet wird beispielsweise radioaktiv markierter Traubenzucker, wodurch der Zuckerstoffwechsel von Geweben erkennbar wird.
Die Szintigrafie ist ein bildgebendes Verfahren der nuklearmedizinischen Diagnostik. Ein wichtiger Anwendungsbereich der Szintigrafie ist beispielsweise die Untersuchung der Schilddrüse mit radioaktiv markiertem Jod.
Zur Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) schickt der Arzt hochfrequente Schallwellen über einen speziellen Schallkopf in den Körper. Die Schallwellen werden von den Geweben und Organen in unterschiedlichem Ausmaß zurückgeworfen (reflektiert). Der auf dem Körper aufliegende Schallkopf nimmt die reflektierten Wellen auf und ein Computer setzt die Impulse in ein Bild um.
Mit einer Endoskopie (Spiegelung) können Ärzte ohne oder nur mit einem kleinen chirurgischen Eingriff Körperhöhlen und Hohlorgane untersuchen und dabei Erkrankungen feststellen.
Zu den verschiedenen Untersuchungen, mit deren Hilfe eine Krebserkrankung bestätigt oder ausgeschlossen werden soll, zählen auch die Analysen von Blut, Urin und anderen Körperflüssigkeiten im Labor.
Nukleinsäureanalytik zum Nachweis von Tumorzellen und Tumor-DNA
Liquid Biopsy ist eine Nukleinsäureanalytik zum Nachweis von Tumorzellen bzw. Tumor-DNA im Blut. Eingesetzt wird das Verfahren u. a. zur Früherkennung, zur Abschätzung des Metastasierungsrisikos, zur Identifizierung therapeutischer Zielstrukturen und Resistenz-mechanismen sowie zum Tumor-Monitoring.
Ob eine verdächtige Veränderung Krebszellen enthält, kann mit Gewissheit nur anhand von Gewebe- oder Zellproben festgestellt werden.
Therapiemöglichkeiten
Für die Behandlung von Krebserkrankungen steht eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung. Bei der Auswahl der Therapie ist auch das Alter und das Vorhandensein anderer Erkrankungen, z. B. des Herz-Kreislauf-Systems, entscheidend.
Auch die Aspekte des Tumors selbst sind mitbestimmend für die richtige Therapiewahl. Die im Folgenden genannten Therapiemöglichkeiten können jeweils allein oder in Kombination zur Anwendung kommen:
Operation
Für viele Tumoren kommt eine Operation infrage. Dabei wird in der Regel der Tumor entfernt sowie ein „Mantel“ aus gesundem umgebenden Gewebe. Dieser „Mantel“ dient als Sicherheitssaum, um den Tumor vollständig zu entfernen. Häufig werden auch die dem Tumor am nächsten liegenden Lymphknoten entfernt, um dort eventuell abgesiedelte „Tochtertumoren“ (Metastasen) zu erfassen. Der entnommene Tumor und die Lymphknoten werden von einem Pathologen feingeweblich untersucht. Auf diese Weise lassen sich spezielle Tumormerkmale (Gewebetyp, Wachstumstendenz) feststellen, was für die weitere Therapieplanung von Bedeutung ist.
„Nebenwirkungen“ können auch als Folge einer Operation auftreten. So ist es z. B. möglich, dass durch die Entfernung von Lymphknoten der Abfluss der Lymphflüssigkeit aus der betroffenen Körperregion beeinträchtigt ist. Die Folge ist ein Lymphstau. Es kommt zu Schwellungen. Ein Beispiel, bei dem dies häufig geschieht, ist die Brustkrebsoperation. Hier werden oft die Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt. Weil sie für den Lymphabfluss aus dem Arm zuständig sind, kommt es in der Folge nach der Operation häufig zu einem angeschwollenen Arm.
Chemotherapie
Bei einer Chemotherapie werden Substanzen verwendet, welche die Zellvermehrung hemmen (so genannten Zytostatika). Auf diese Weise wird verhindert, dass der Tumor weiter wächst. Es können einzelne chemotherapeutisch wirksame Substanzen oder mehrere in Kombination verwendet werden. Oft gibt es spezielle Therapieschemata, welche die Einnahme bestimmter Medikamentenkombinationen in genau vorgegebenen Zeitabständen vorsehen. Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie ergeben sich dadurch, dass die verwendeten Medikamente nicht zwischen Tumorgewebe und gesunden Zellen unterschieden werden können, obwohl sie bei Krebszellen besonders gut wirken.
Daher sind auch die gesunden Gewebe des Körpers in ihrer Vermehrungsfähigkeit beeinträchtigt. Dies äußert sich in besonderem Maße an solchen Geweben, die sich regelmäßig erneuern müssen, unter anderem Haarwurzel, Schleimhäute und blutbildendes Knochenmark. Die entsprechenden Nebenwirkungen bestehen z. B. in Haarausfall, Entzündungen der Mundschleimhaut und Blutarmut (Anämie). Auch Übelkeit und Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen, die sich aber in der Regel durch entsprechende Medikamente gut behandeln lassen.
Strahlentherapie
Bei einer Strahlentherapie wird ein Tumor durch die radioaktive Strahlung in seinem Wachstum behindert. Dabei wird darauf geachtet, dass die stärkste Wirkung der Strahlung im Bereich des Tumors erreicht wird, um das umgebende Gewebe zu schonen. Dies ist z. B. durch eine gleichzeitige Bestrahlung aus mehreren Richtungen möglich. Dadurch wird die höchste Strahlung im Bereich des Tumors erreicht, wo sich die aus den verschiedenen Richtungen kommenden Strahlen kreuzen. Die Dosis, welche auf das den Tumor umgebende Gewebe einwirkt, ist geringer, da hier nur die aus einer Richtung einwirkende Strahlung zum Tragen kommt.
Auch für die Strahlentherapie liegen Therapieschemata vor, die bestimmte Strahlendosen in festgelegten Zeitabständen vorsehen. Nebenwirkungen der Strahlentherapie betreffen in erster Linie die Haut. Diese kann trocken, gerötet und empfindlich sein. Diese Hautveränderungen klingen aber nach Abschluss der Strahlentherapie mit der Zeit wieder ab. Zudem ist die Verwendung spezieller Hautpflegeprodukte (Lotionen, Puder) hilfreich.
Hormontherapie
Bei einigen Tumoren kann eine Hormontherapie durchgeführt werden. Insbesondere bestimmte Tumoren der weiblichen Brust sind „hormonempfindlich“. Das bedeutet, dass die Gabe von Hormonen den Tumor in seinem weiteren Wachstum behindert oder ihn sogar kleiner werden lässt.
Eine Hormontherapie ist in der Regel gut verträglich und nebenwirkungsarm. Allerdings kann es durch den medikamentös veränderten Hormonhaushalt zu einer Tumorbildung im Bereich der Gebärmutterschleimhaut kommen, sodass regelmäßige Untersuchungen durch den Frauenarzt anzuraten sind.
Antikörpertherapie
Diese Therapie setzt im menschlichen Immunsystem an. Sie hat den Vorteil, dass gesunde Zellen insgesamt weniger belastet werden als bei der klassischen Chemotherapie.
Antikörper sind körpereigene Stoffe und dienen der Bekämpfung sowie dem Abbau von allem Körperfremden, z.B. Bakterien und Viren. Antikörper docken an sogenannten Antigenen auf der Oberfläche von Zellen an. Auch Tumorzellen haben solche Antigene. Da die Krebszellen jedoch aus gesunden Körperzellen hervorgehen, bildet das Immunsystem keine Antikörper gegen sie.
Forschern ist es inzwischen gelungen, Antigene auf den Krebszellen zu identifizieren. Anhand dieser Information können Antikörper für die Krebstherapie hergestellt werden.
Psychonkologische Hilfestellungen
Eine Krebserkrankung hat auch seelische Folgen, sie verändert das Leben von Patienten und deren Angehörigen. Anzeichen können Ängste, Anspannung oder niedergeschlagene Stimmung sein. Solche Phasen erleben die meisten Patienten. Auch vielen Angehörigen geht es so. Doch was tun, wenn die Belastung lange anhält und den Alltag beherrscht? Wer hilft weiter, wenn die Lebenssituation immer schon angespannt war?
Eine Psychotherapie geht über die Beratung hinaus, die in Reha-Kliniken oder Krebsberatungsstellen möglich ist: Sie bietet regelmäßige Gespräche über einen längeren Zeitraum.
Was ist Psychoonkologie?
Die Psychoonkologie gehört zur Onkologie. Als Onkologie bezeichnet man eine Fachdisziplin der Medizin, die sich mit der Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Krebserkrankungen beschäftigt. Das Gebiet der Psychoonkologie befasst sich mit den psychosozialen Aspekten einer Krebserkrankung und nutzt Wissen aus verschiedenen Bereichen wie etwa Medizin, Psychologie, Soziologie oder Philosophie. Die Psychoonkologie hilft Patienten dabei, mit den vielfältigen Folgen von Krebs besser umzugehen. Dafür arbeiten Experten aus verschiedenen
Fachrichtungen zusammen. Das sind Ärzte, psychologische Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter, Pädagogen, Vertreter der künstlerischen Therapien, Pflegende, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Seelsorger. Sie beraten auch in praktischen Dingen des Alltags, zum Beispiel beim Wiedereinstieg in den Beruf oder bei Sozialleistungen. Alle Angebote der Psychoonkologie richten sich nicht nur an die erkrankte Person, sondern auch an deren Angehörige.
Zu den Aufgaben der Psychoonkologie zählt außerdem die Forschung. Sie untersucht, wie psychologische und soziale Faktoren Krebserkrankungen beeinflussen und inwieweit sie dabei zusammenwirken. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden bei der Entwicklung von Unterstützungs- und Behandlungsangeboten berücksichtigt. Um die Qualität der psychoonkologischen Versorgung zu verbessern, gibt es für medizinische Fachkräfte spezielle Fortbildungsangebote. Hier können sie zum Beispiel lernen, wie sie Belastungen bei krebskranken Menschen besser erkennen und bei deren Bewältigung beistehen können.
Selbsthilfe
Die Diagnose Krebs reißt Betroffene aus ihrem gewohnten Leben. Wie geht es weiter? Was kommt auf mich zu? Warum trifft es ausgerechnet mich? Dann kann es hilfreich sein, sich mit anderen in der gleichen Situation auszutauschen, Fragen stellen zu können und sich mit Menschen zu treffen, von denen man sich verstanden fühlt. Selbsthilfegruppen können zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung eine Hilfe und Unterstützung sein. Sie geben Tipps und Erfahrungen weiter, setzen sich aber auch für die Interessen Betroffener in der Gesundheitspolitik und der Öffentlichkeit ein. Und manchmal lenken sich Teilnehmer auch einfach mal mit Unternehmungen in der Gruppe vom Kranksein ab.
Anliegen der Selbsthilfe
Die Arbeit der Krebs-Selbsthilfeorganisationen ist allein auf die Bedürfnisse der Betroffenen ausgerichtet. Dazu muss bei allen Aktivitäten die inhaltliche Unabhängigkeit gewährleistet sein und bleiben.
Weder die persönliche Unterstützung einzelner Betroffener durch Informationen (Schriften, Filme, Internet, Veranstaltungen) noch die Interessenvertretung für alle Betroffenen dürfen mitbestimmt sein durch geschäftliche, berufliche oder institutionelle Interessen von Personen, Gruppen und Organisationen, die an der Versorgung von an Krebs erkrankten Menschen mitwirken. Dies erfordert die eigene Betroffenheit (selbst erkrankt oder nahe Angehörige) der ehrenamtlichen Mitarbeiter als Voraussetzung für die Betroffenenorientierung der Aktivitäten und die freiwillige Mitarbeit als wichtigen Beitrag für die finanzielle Unabhängigkeit.
Weitere Informationen über die Selbsthilfe-Arbeit des AdP finden Sie auf unseren Internetseiten.
Palliativmedizin
Palliativmedizin widmet sich der Behandlung und Begleitung von Patienten mit einer nicht heilbaren, progredienten und fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung. Das Ziel ist, die bestmögliche Lebensqualität für Schwerkranke zu erreichen oder zu erhalten. Hierzu gehören die umfassende, kompetente Behandlung belastender physischer und psychischer Symptome sowie die Unterstützung bei sozialen und spirituellen Fragestellungen und Problemen. Palliativmedizin umfasst auch die Begleitung und Unterstützung der Angehörigen schwerkranker Patienten. Mittlerweile gibt es in Deutschland über 300 (Stand 2016) Palliativstationen.
Definition
Die Palliativmedizin (pallium, lateinisches Wort für Mantel, Umhüllung) ist nach den Definitionen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) die ganzheitliche Behandlung und medizinische Versorgung von Patienten mir einer progredienten, weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung. Das Hauptziel ist die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität. Sie trägt dazu bei, den Patienten ein lebenswertes Leben zu ermöglichen und unterstützt die Angehörigen der Erkrankten. Die individuelle Betreuung der Patienten steht jederzeit im Mittelpunkt. Die Versorgung kann gelegentlich mehrere Jahre betragen.
Historisches
„Wir können nicht dem Leben mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben“ (Cicely Saunders, Gründerin des ersten Hospizes für Unheilbarkranke)
Die Unterstützung der Patienten und die Linderung des Leidens standen bereits im Mittelalter im Zentrum ärztlicher Aufgaben. Kranke und Bedürftige wurden in Hospizen versorgt und beim Sterben begleitet. Heutzutage werden in der modernen Medizin hingegen oftmals Maßnahmen angeboten, auch wenn nur wenige oder gar keine kurativen Möglichkeiten bestehen.
Vor diesem Hintergrund gründete die britische Krankenschwester Cicely Saunders 1967 in London das St. Christopher´s Hospiz als erste Einrichtung moderner Palliativmedizin. Schnell verbreitete sich weltweit der Gedanke. Die 1983 gegründete, erste deutsche Palliativstation an der Kölner Universitätsklinik, das heutige Mildred-Scheel-Haus, hat sich bewusst an dem britischen Modell orientiert.
Interdisziplinär, Bedürfnisse wahrnehmen
Die Palliativversorgung ist interdisziplinär und basiert auf der Kooperation von erfahrenen Ärzten unterschiedlicher Fachgruppen, Pflegepersonal, psychoonkologischer Begleitung, Sozialdienst, weiteren Berufsgruppen sowie Ehrenamtlichen. Teil ihrer palliativen Kompetenz ist die Fähigkeit, körperliche, emotionale und geistige Nähe in angemessener Intensität zuzulassen. Dazu zählen die eigenen Bedürfnisse der Patienten wahrzunehmen und jederzeit in Austausch mit dem Team daraus neue Handlungsmöglichkeiten abzuleiten.
Grundsätze der Palliativmedizin
- Der Patientenwille steht im Mittelpunkt
- Uneingeschränkte Wertschätzung
- Einbeziehung der Angehörigen
- Offenheit und Wahrheit
Palliative Therapie
Die palliative Therapie ist eine nicht auf Heilung der bestehenden Grunderkrankung abzielende Behandlung. Sie folgt ausschließlich dem Willen des Patienten, nämlich ihn so schonend und gut wie möglich zu behandeln. Ihm zu helfen, keine Schmerzen zu ertragen sowie keine Atemnot und Angst zu erleben. Die palliativen Behandlungsmöglichkeiten umfassen mögliche folgende Angebote:
- Palliative Strahlentherapie
- Palliative Chemotherapie
- Palliative Schmerztherapie
Palliative Strahlentherapie
Die palliative Strahlentherapie zielt auf Metastasierungs- und Wachstumsreduzierung ab. Sie ist in der Palliativmedizin sehr sinnvoll. Insbesondere dann, wenn der Tumor sich an einer ungünstigen Stelle befindet. So kann beispielsweise mit der Palliativbestrahlung ein Verschluss im Endarm verzögert werden.
Palliative Chemotherapie
Die Zielsetzung dieser Form der Chemotherapie ist es, den Verlauf der Erkrankung zu verzögern und bestehende Beschwerden des Patienten zu lindern. Eine Chemotherapie kann mit einer Strahlentherapie kombiniert werden. Meist werden die Chemotherapeutika dabei in definierten Abständen während einer Bestrahlungsserie verabreicht.
Palliative Schmerztherapie
Die palliative Schmerztherapie zielt auf die Linderung akuter und chronischer Schmerzzustände infolge der Tumorsymptome. Die Behandlung kann innerhalb von Tagen oder Wochen zu einer deutlichen Rückbildung der Schmerzen führen. In Frage kommt diese Therapieform bei Patienten, wenn mittels medikamentöser Therapie oder konventioneller Strahlentherapie keine ausreichenden Erfolge zu erreichen sind. Das Hauptziel ist die Erhaltung und die Verbesserung der Lebensqualität.
Hilfreiche Links:
- Stiftung Deutsche Krebshilfe (DKH)
www.deutsche-krebshilfe.de - Deutsche Krebsgesellschaft (DKG)
www.deutschekrebsgeselslchaft.de - Krebsinformationsdienst (KID)
www.krebsinformationsdienst.de - Robert-Koch-Institut (RKI)
www.rki.de - Dt. Krebsforschungszentrum (DKFZ)
www.dkfz.de - Hilfe für Kinder krebskranker Eltern
www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker-eltern.de/
(Quelle: DKH,KID,DKG,RKI,RJK, medizinfo, krebsratgeber, Patientenleitlinie Psychoonkologie)
bp/04.09.2017