Schreiben als Kraftquelle

Rosa Jimenéz-Claussen belegt den zweiten Platz beim Bremer Literaturwettbewerb

von INA ULBRICHT

Stuhr/Bremen. „Es war einer dieser Regentage in Bremen, an denen es sich eingeregnet hatte und man sich nicht vorstellen konnte, dass der Regen je wieder aufhören würde. Isabel rannte mit ihrem kurzen Kleid über die Parkallee und blieb kurz auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrspuren stehen…“ So beginnt die Kurzgeschichte „Adios“ von Flora Montán, die in Wirklichkeit Rosa Jimenéz-Claussen heißt, und bis vergangenes Jahr Lehrerin an der Lise-Meitner-Schule in Moordeich war. Mit ihrem Text über Abschied nehmen und ein junges Mädchen zwischen den Welten, die einem ganz besonderen Mann im Bremer Bürgerpark begegnet, hat Jimenéz-Claussen den zweiten Platz des Bremer Literaturwettbewerbs 2021 belegt. Jetzt ist die Geschichte in einem Sammelband mit dem Titel „Treffpunkt Bürgerpark“ – gleichzeitig auch Thema des Wettbewerbs – erschienen.

Hat viel Biografisches in ihre Kurzgeschichte einfließen lassen, die jetzt in einem Sammelband erschienen ist: Rosa Jimenéz-Claussen. FOTO: INA ULBRICHT
Hat viel Biografisches in ihre Kurzgeschichte einfließen lassen, die jetzt in einem Sammelband erschienen ist: Rosa Jimenéz-Claussen. FOTO: INA ULBRICHT

„Ich habe bereits zwei Bücher geschrieben“, erzählt die 51-jährige Bremerin. Das seien allerdings erzählende Sachbücher gewesen: eines über Rentner an der Costa del Sol und ein Elternratgeber. „,Adios‘ ist meine erste literarische Veröffentlichung“, so die Lehrerin. Deswegen habe sie sich auch für ein Pseudonym entschieden. „Rosa Jimenéz- Claussen ist zu sperrig“, findet sie. Eigentlich habe sie einen Roman schreiben wollen, erzählt sie. „Dann hat mich eine Schreibkollegin auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht.“ Also habe sie innerhalb von zwei Wochen ihre Geschichte zu Papier gebracht. „Das hat mir viel Spaß gemacht und die Geschichte hat viel biografisches“, verrät sie. Nicht nur ihr Lieblingsgedicht komme darin vor. Ihr Vater stamme aus Andalusien, ebenso wie die 18-jährige Protagonistin in „Adios“. „Ich bin mit Flamenco-Gesang aufgewachsen und war davon genauso genervt wie Isabel“, sagt Jimenéz-Claussen, die aufgrund einer Erkrankung im vergangenen Jahr aufhören musste zu arbeiten.
„Ich möchte beim Schreiben immer verschiedene Perspektiven vermitteln“, erläutert Jimenéz-Claussen die Intention ihrer Kurzgeschichte. „Es geht um verschiedene Stadtteile und Gesellschaftsschichten“, erläutert Jimenéz-Claussen, die selbst nicht aus dem Bildungsbürgertum stammt, wie sie sagt. Und: „Obwohl es schwere Themen sind, soll die Geschichte trotzdem lustig und ermutigend sein“, betont sie. Deswegen gehe es auch um den Kontakt zu Verstorbenen. „Das kann etwas sehr tröstendes sein“, findet die Autorin, deren Protagonistin unter dem Verlust ihrer Großmutter leidet, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs stirbt. „Auch ich hatte ein sehr enges Verhältnis zu meiner Oma und wurde an der Bauchspeicheldrüse operiert“, erzählt Jimenéz-Claussen, die seit Mai dieses Jahres ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe für Bauchspeicheldrüsen-Erkrankte und deren Angehörige leitet. „Die Gruppe richtet sich an Menschen aus Bremen und Umgebung“, sagt sie. Es seien also auch Betroffene aus Stuhr und Weyhe willkommen.

Insgesamt gebe es bundesweit 60 Gruppen mit 1500 Mitgliedern. Vier Mal habe sich die Gruppe in diesem Jahr trotz Corona in Präsenz treffen können, freut sich Jimenéz- Claussen. „Viele denken bei der Bauchspeicheldrüse an Krebs, das Angebot richtet sich aber auch Menschen mit anderen Erkrankungen“, erklärt sie. Wichtig sei die Lebensqualität der Erkrankten, betont sie. Deswegen seien auch Ärzte und Ernährungsberaterinnen bei den Treffen zugegen. „Es tut mir gut, anderen zu helfen“, sagt sie über ihre Motivation, die Gruppe zu leiten. Außerdem wolle sie dem Gesundheitssystem etwas zurückgeben.
Was ihr hilft, mit dem Thema Krankheit und Sterben umzugehen? „Mein christlicher Glaube“, sagt Jimenéz-Claussen. „Das hilft mir sehr, weil der Glaube ein Leben nach dem Tod beinhaltet.“ Dieser Gedanke und das Schreiben seien ihre Kraftquellen, sagt die Lehrerin, die ebenso wie die Protagonistin ihrer Geschichte im Bremer Stadtteil Huckelriede wohnt und ihre Arbeit in Moordeich sehr vermisst. „Mir fehlt auch der Schüleraustausch mit Alicante sehr“, sagt Jimenéz- Claussen, die hofft, irgendwann wieder an der Lise-Meitner-Schule arbeiten zu können. „Ich habe viel an meine Schüler, die in der Corona-Zeit Abi machen mussten, gedacht“, sagt sie. Sie habe selbst drei Kinder und dadurch miterlebt, wie es ist, während der Pandemie im Homeschooling zu sein.

Das Buch „Treffpunkt Bürgerpark“ gibt es für zehn Euro in allen Buchhandlungen oder direkt beim Kellner Verlag (www.kellnerverlag.de). Weitere Informationen zur Selbsthilfegruppe für Bauchspeicheldrüsen-Erkrankte erteilt Rosa Jimenéz-Claussen per E-Mail an jimenez-adp-bremen@gmx.de oder telefonisch unter 04 21 / 1 73 14 80.

Quelle: Weserkurier am 3. Dezember 2021    |    Bericht und Foto von INA ULBRICHT

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