Tag der Bauchspeicheldrüse in Bremen
Mit zwei Vorträgen im Klinikum Mitte wurde in Bremen am 17. Mai 2022 der „Tag der Bauchspeicheldrüse“ begangen. Für die AdP-Gruppe war es die erste Präsenzveranstaltung in diesem Jahr und es trafen viele neue Gesichter ein.
Die Bandbreite der Betroffenheit war groß: Von akut Erkrankten, ihren Angehörigen, schon langjährig an der Bauchspeicheldrüse Erkrankten und Operierten, bis zu Personen, die bisher keine Diagnose erhalten haben, aber sich aufgrund von eigenen Symptomen mit dem Thema der Bauchspeicheldrüse beschäftigen.
Die Ärzte aus der Chirurgie und Gastroenterologie des Pankreaszentrums im Klinikum Mitte bekamen vom AdP Dankesurkunden, für die gute Zusammenarbeit, überreicht, und das Catering der Klinik rundete das Programm ab.
Bei den Fragen der zwanzig Gäste und den Beiträgen der Ärzte wurde deutlich, wie schwer es für Betroffene häufig ist, bei Fachärzten fundierte Informationen und entsprechende Untersuchungen bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen zu erhalten.
Beide Oberärzte gingen in ihren Vorträgen auf die häufigsten Fragen bei AdP-Treffen ein. Dr. Maximilian Heetfeld aus der Gastroenterologie referierte in seinem Vortrag über den Enzymmangel, wie der Mangel festgestellt werden kann und die Untersuchung der fettlöslichen Vitamine (ADEK). Die meisten Patienten würden die Messung des Vitamin D Spiegels selbst bezahlen, obwohl nach einer Bauchspeicheldrüsen-Operation eine klinische Indikation für einen solchen Test vorliege. Heetfeld informierte mit praktischen Hinweisen über die Einnahme der Verdauungsenzyme und die Gabe von Vitaminen auf eine Art und Weise, wie es sich Betroffene von Ärzten wünschen, aber sie es in den Arztpraxen häufig nicht so erfahren.
Er berichtete über die Schwierigkeiten bei Diabetes 3c, der wegen seiner starken Schwankungen schwer festzustellen sei. Spät abends oder auch nachts eine Kleinigkeit zu essen, würde vielen Patienten mit pankreoprivem Diabetes helfen. Bei chronischen Bauchschmerzen sei häufig das Schmerzgedächtnis beteiligt und dann könnten Medikamente helfen. Das Problem der Nachsorge bei Bauchspeicheldrüsenoperationen bestehe weiterhin, weil die Krankenkassen aufgrund von Studien keine strukturierte Nachsorge empfehlen.
Dr. Kesphol aus der Chirurgie ging der Frage nach, wie Chirurgen bei Bauchspeicheldrüsenkranken zur Gesundung beitragen können. Die Fragen der Teilnehmenden zur Chirurgie wurden von Dr. Kespohl und Prof. Bektas beantwortet. Kespohl stellte mit Bildern der Bauchspeicheldrüse anschaulich dar, welche exokrinen (Verdauung) und endokrinen Funktionen (Insulin, Hormone) die Bauchspeicheldrüse erfüllt. Eine Operation komme nur in Frage, wenn es keine andere Lösung gebe. Eine große Rolle bei der Operationsentscheidung spiele nicht das Alter, sondern in welcher körperlichen Verfassung der Patient oder die Patientin sei. Bei der Diagnose sei eines der größten Probleme, dass viele Bauchspeicheldrüsentumore nicht, oder erst sehr spät, Symptome verursachen. Neben Rückenschmerzen und Bauchschmerzen aufgrund einer Raumforderung des Tumors, könnten auch Gelbsucht, Nachtschweiß, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gewichtsabnahme Symptome sein. Durch den Tumor könne sich „Bauchfellwasser“ bilden und als Folge die Milz vergrößern (Splenomegalie).
Kespohl ging auf die möglichen technischen Untersuchungen der Bauchspeicheldrüse ein: CT, MRT und GRCP. Er stellte die verschiedenen Tumorarten und ihre Wahrscheinlichkeit der Entartung vor.
Ob bei einer Whipple-Operation (Entfernung des Bauchspeicheldrüsenkopfes) der Magen erhalten bleibe, hänge von der Größe und Lage des Tumors ab und könne häufig erst während der Operation entschieden werden. Bei einer Linksresektion (Entfernung des Bauchspeicheldrüsenschwanzes) würde aus onkologischen Gründen in der Regel die Milz mit den Blutgefäßen mitentfernt. Hilfreich fanden die Anwesenden eine gezeichnete Darstellung, die aufzeigt, an welchen Stellen die Bauchspeicheldrüse operiert wird und welche Organe wieder zusammengefügt werden müssen. Eine neue Bauchspeicheldrüse transplantiert bekommen nur jüngere Patienten mit einem sehr starken Diabetes.
Dr. Kespohl betonte, wie wichtig die Erfahrung einer Klinik für solche komplizierten Operationen der Bauchspeicheldrüse sind. Deshalb sehen die neuen medizinischen Leitlinien vor, dass eine Klinik jährlich zwanzig Bauchspeicheldrüsenoperationen vorweisen muss, um diese Operationen durchführen zu dürfen. Da es durch das Pankreaszentrum im Klinikum Mitte hierfür eine langjährige und umfangreiche Expertise gibt, sei auch das gesamte Krankenhauspersonal erfahren im Umgang mit Patienten, die an der Bauchspeicheldrüse erkrankt oder operiert sind.
©Rosa Maria Jiménez-Claussen 09.06.2022
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