Telefonforum zu Bauchspeicheldrüsenkrebs
Hohes Krebs-Risiko bei familiären Vorerkrankungen
Für eine erfolgreiche Behandlung der erkrankten Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist die Früherkennung wichtig. Je eher die Ursache entdeckt wird, desto besser lässt sich der Verlauf beeinflussen. Fragen beantworteten Uwe Will, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie am SRH Wald-Klinikum Gera und Leiter des Pankreaskarzinomzentrums Gera, Oberarzt David Kalisch, Pankreas-Chirurg am SRH Wald-Klinikum Gera, sowie Bernd Rühling, Regionalleiter der Selbsthilfeorganisation der Pankreatektomierten, beim Telefonforum. Hier weitere Antworten (Teil 2).
Ich (58) habe abgenommen und unklare Schmerzen. In der Computertomographie und in der Endoskopie hat man keine Auffälligkeiten gefunden, dennoch habe ich Angst vor Bauchspeicheldrüsenkrebs. Kann man den Tumor sicher ausschließen?
Die höchste Ortsauflösung aller bildgebenden Verfahren hat der endoskopische Ultraschall, der insbesondere die kleinen Tumoren ab drei Millimeter erkennt, die im Computertomogramm nicht gesehen werden. Wenn Sie keine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse haben, kann man mit dieser Technik mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einen Tumor der Bauchspeicheldrüse ausschließen.
Andere Ursachen für Ihre Beschwerden wie Mikrosteine im Gallengang, Frühformen der chronischen Pankreatitis, Gang- und Mündungsanomalien sind mit der Methode ebenfalls aufzuspüren.
Bei mir ist jüngst ein Krebsgeschwür der Bauchspeicheldrüse entfernt worden. Nachfolgend erhielt ich eine Chemotherapie. Ich fühle mich wohl und habe keine Beschwerden. Sollte ich regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen?
Bauchspeicheldrüsenkrebs kann auch nach einer heilenden Entfernung in einem hohen Prozentsatz lokal und mit Tochtergeschwülsten in anderen Organen erneut auftreten. Eine sonographische Kontrolluntersuchung halbjährlich bis zum 2. Jahr, folgend ein Mal jährlich bis zum 5. Jahr wäre sinnvoll, um dies rechtzeitig zu erkennen. Sollten erneut Beschwerden auftreten, müssen Sie sich umgehend einer sonographischen Untersuchung unterziehen. Dabei kann man erkennen, ob der Tumor erneut aufgetreten ist oder ob sich Tochtergeschwülste in der Leber gebildet haben.
Bei mir wurde fortgeschrittener Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Ich habe aber Angst vor den Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Gibt es Alternativen?
Als alternativer Therapieansatz bei lokal fortgeschrittenem inoperablen Pankreastumor ohne Metastasen kommt beispielsweise eine Bestrahlung des Tumors in Kombination mit einer milden, gut verträglichen Chemotherapie in Betracht. Dies wird aber erst empfohlen, wenn Unverträglichkeiten bei den empfohlenen akzeptierten Chemotherapieprotokollen auftreten, von denen derzeit drei verschiedene in Anwendung sind, die an den speziellen Patienten angepasst werden.
Neue Entwicklungen durch vorherige molekulargenetische Analysen des Tumors lassen in Zukunft Therapieansätze erwarten, die mit einer gezielten Immun- oder Antikörpertherapie ohne Chemotherapeutika auskommen.
In der palliativen Therapie gilt immer der Grundsatz, dass die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität unser oberstes Therapieziel sein muss. Nach Therapieeinleitung müssen deren Wirkung auf den Tumor und die Nebenwirkungen stetig überprüft werden, so dass Therapieumstellungen rechtzeitig erfolgen, um Lebensqualität zu erhalten.
Bei meinem Vater wurde im Alter von 50 Jahren Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. Habe ich ein erhöhtes Risiko ebenfalls zu erkranken?
Bei Verwandten ersten Grades verdoppelt sich das Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Ist der Erkrankte jünger als 60 Jahre verdreifacht sich das Risiko. Sollten mehr als zwei Verwandte ersten Grades erkrankt sein, erhöht sich das Risiko bis zu 17-fach.
Auch bei familiär gehäuftem Auftreten von anderen Krebserkrankungen, wie Brust-, Eierstock- oder Dickdarmkrebs kann das Risiko für das Auftreten eines bösartigen Tumors der Bauchspeicheldrüsen erhöht sein.
In diesen Fällen sollten Sie sich einer genetischen Beratung und Diagnostik unterziehen.
Ich leide an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Ich habe gehört, dass damit ein erhöhtes Risiko für Krebs besteht. Sollte ich mich vorsorglich operieren lassen?
Das Risiko für die Entstehung eines Tumors bei einer langjährig bestehenden chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung ist erhöht. So erkranken etwa fünf Prozent aller Patienten nach 20 Jahren an einem bösartigen Tumor der Bauchspeicheldrüse. Eine Empfehlung für eine prophylaktische Operation kann nicht gegeben werden.
Eine Operation kann erfolgen, wenn Sie dauerhaft auf Schmerzmittel angewiesen sind oder andere Komplikationen durch die Entzündung der Bauchspeicheldrüse entstehen, wie eine Störung im Abfluss der Galle, einem Aufstau der Sekrete der Bauchspeicheldrüse oder einer Engstelle im Zwölffingerdarm. Natürlich sollte immer eine Operation erfolgen, wenn der dringende Verdacht auf einen Tumor besteht, welcher durch eine moderne Bildgebung zu erhärten ist.
Der Kampf gegen den Krebs betrifft immer auch die Angehörigen. Kann der Arbeitskreis auch für sie eine Anlaufstelle sein?
Es sind oft die Angehörigen, die den ersten Kontakt zu Selbsthilfegruppen suchen. Jeder weiß, dass die Angehörigen stets mitleiden. Am Anfang der Erkrankung oder während des Klinikaufenthaltes sind Patienten in der Regel selbst nicht in der Lage, hier aktiv zu werden. Auch bei der Krankheitsbegleitung ist die Mitwirkung von Angehörigen unverzichtbar. Unsere bundesweite Selbsthilfeorganisation „Arbeitskreis der Pankreatektomierten – AdP e. V.“ und die regionalen Selbsthilfegruppen sind ein qualifizierter Ansprechpartner für alle Bauchspeicheldrüsenerkrankten.
Viele unserer Mitglieder sind Angehörige und unterstützen die SHG-Arbeit selbst nach Versterben des Partners weiterhin.
Infos und regionale Ansprechpartner unter www.adp-bonn.de
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