54. AdP e.V. Bundestreffen in Halle (Saale) Pressebericht
Ein gemeinsamer Weg
von Anja Strecker-Seebo
Treffender kann die Überschrift den Leitgedanken des diesjährigen 54. Bundestreffen des AdP nicht ausdrücken und zusammenfassen. Vom 06. bis 08. Mai 2022 folgten Mitglieder, Angehörige sowie erstklassige Referenten und Unterstützer der Einladung des Vorstandes, dem Wissenschaftlichen Beirat sowie der Universitätsklinik Halle an der Saale, um im dort ansässigen Kultur- und Kongresszentrum eine Veranstaltung zu erleben, welche mit dem dargebotenen Programm allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Für viele Gäste war es die erste Gelegenheit nach der Corona Pandemie, sich wieder gemeinsam zu treffen und persönlich in den Erfahrungsaustausch zu gelangen. Und dies war allgegenwärtig spürbar.
Eröffnet wurde das Wochenende am Freitag mit der Mitgliederversammlung. Neben herzlichen Begrüßungsworten des Vorstandes und Prof. Dr. med. Patrick Michl (Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, UK Halle), richtete sich Prof. Dr. med. Helmut Friess (Chirurgische Klinik, TU München) an alle Anwesenden, um eine Vorschau auf die künftige Ausrichtung des Vereins in puncto öffentliche Wahrnehmung zu geben. Ein zentraler Punkt ist die Förderung der Ausstrahlungskraft des Vereins und die Steigerung des öffentlichen Interesses, von einer möglichen Schirmherrschaft prominenter Persönlichkeiten war die Rede, ebenso vom Ausbau der Unterstützung durch Medien und Politik. Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung stellt diese Perspektive einen weiteren Meilenstein in der Vereinstätigkeit dar – unter dem Gesichtspunkt weitere Betroffene zu erreichen und umfassende Unterstützung und Beratung zu bieten.
Im Anschluss stellte der Vorsitzende Lutz Otto eine Zusammenfassung der Aktivitäten im Rahmen der Jahresberichte 2019, 2020 und 2021 vor, gefolgt vom Kassenbericht des 1. stellv. Vorsitzenden Friedhelm Möhlenbrock. Die nun durchgeführte Neuwahl des Vorstandes bestätigte erneut die vorhandene Konstellation. Mit den Schlussworten zum ersten Veranstaltungstag bedankte sich Professor Friess bei den langjährigen Unterstützern, wie Prof. Dr. med. Rainer Klapdor und Prof. Dr. med. Joachim Mössner (Medizinische Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, UK Leipzig AöR). In diesem Zuge stellte er zudem die neuen Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats vor. Der Abend klang bei einem gemeinsamen Abendessen im Gartensaal des Kongresszentrums aus und ließ viel Raum für intensive Gespräche zwischen Mitgliedern, Angehörigen und den Experten.
Der zweite Veranstaltungstag begann mit der Verleihung des „Peter Christophel“ Preises, der nicht nur Namensgeber und 1976 Gründungsmitglied, sondern auch selbst Betroffener war. Den mit 1.500 € dotierten Preis erhielten Prof. Dr. med. Berthold Gerdes und Herr Dimopoulus (beide Johannes-Wesling-Klinikum Minden). Sie engagierten sich in hohem Maß an der Ausarbeitung der wissenschaftlichen Datenbank des AdP, in der seit 2018 umfassende Daten zum Krankheitsbild, Diagnosen, Therapien, Medikamenten und der Lebensqualität Betroffener anonymisiert gesammelt und damit für behandelnde Ärzte ein besseres Verständnis und ein Lernen vom Patienten und Betroffenen zur Integrierung dieser Ergebnisse im Klinikalltag ermöglicht. Der Preis wurde von Dr. med. sc. Ulrich Klaus Fetzner (Johannes-Wesling-Klinikum Minden) stellvertretend entgegengenommen.
Im Folgenden schlossen sich eine Reihe hervorragender Expertenvorträge an. Prof. Dr. med. Jörg Kleeff (Chirurgische Klinik, UK Halle) referierte über die chirurgische Therapie von Pankreaserkrankungen. Er beleuchtete die konventionellen Behandlungsmethoden bis hin zu den Aussichten, welche unter Einsatz von Robotik möglich werden. Professor Kleeff stellte dar, wie wichtig die chirurgische Expertise sei, welche sich in Zentren mit hoher Erfahrungsquote finden lässt. Jedoch ist der Chirurg nicht der einzige Erfolgsgarant, die entsprechende Vorbehandlung und Vorbereitung des Patienten, der chirurgische Eingriff und eine optimale Nachbehandlung und Pflege sind entscheidend, um beste Prognosen zu erzielen.
Dem Vorredner schloss sich Prof. Dr. med. Sebastian Krug (Klinik und Poliklinik Innere Medizin I, UK Halle) mit dem Thema „Konservative Therapie des Pakreaskarzinoms – Bewährtes und Innovatives“ an. Er erläuterte anhand statistischer Kennzahlen die künftig zu erwartenden Entwicklungen der Fallzahlen und präsentierte den fortlaufenden Verbesserungsprozess der Zentren.
Die Einhaltung der strengen Zertifizierungsvorgaben bieten somit den Betroffenen eine zu allen Zeiten bestmögliche Versorgung. Die sogenannte Systemtherapie beinhaltet nicht nur interdisziplinäre Besprechungen stationär und ambulant, bei der Chirurg, Onkologe, Pathologe, Gastroenterologe, Radiologe und Strahlentherapeut gemeinsam und somit bestmöglich auf die jeweils individuelle Patientenbehandlung eingehen. Auch die Ernährungsmedizin, Sport und Physiotherapie werden zeitig eingebunden und zu Rate gezogen. Anknüpfend an den ersten Vortrag steht die individuelle, ideale Therapie stets im Vordergrund.
„Diabetes Mellitus Typ 3c – Ist hier alles anders?“. Diese Frage versuchte Prof. Dr. med. Nils Ewald (Johannes-Wesling-Klinikum Minden) den Zuhörern zu beantworten. In einem erfrischenden Vortrag referierte er über „den bunten Obstkorb der Mischtypen und Überlappungen“, erläuterte die Langerhanssche Inseln und schloss mit dem Ergebnis, dass der klassische Diabetes-Typ nicht eindeutig existiert, vielmehr nur ein personalisiertes Diabetesmanagement mit SMARTen Zielen (Spezifisch, Messbar, Erreichbar (Achievable), Realistisch und Terminiert), eine auf den Patienten und dessen Charakter abgestimmte Therapie mit entsprechendem Therapieplan und einem weiterführenden Monitoring, langfristig zum Erhalt der Lebensqualität beiträgt.
Teil 2 der Vortragsreihe eröffnete Christiane Kling, Diätassistentin und Ernährungsberaterin in Karlsruhe. In der Darstellung „Ernährung bei Pankreaserkrankungen – was ist bewährt, was ist innovativ?“ gab sie einen Überblick zu den aktuellen Ernährungsempfehlungen.
Kommunikation spielte bei Prof. Dr. med. Jutta Hübner (Klinik für Innere Medizin II, UK Jena) eine übergeordnete Rolle. Für Laien ist der medizinische Begriffsdschungel häufig schwer zu deuten: was ist der Unterschied der komplementären, alternativen oder der integrativen Onkologie? Professor Hübner definierte diese Behandlungsansätze. Die beste Therapie ist in jedem Fall der eigene Beitrag der Betroffenen, sportliche Betätigung und Bewegung.
Die Vortragsreihen wurden von Sven Weise geschlossen. Herr Weise ist Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e.V. in Halle und unterstützt Betroffene bei sozialrechtlichen Themen, wie etwa Kranken- und Pflegegeld, Reha, Erwerbsminderung, Schwerbehinderung, usw.. Er warb mit dem Angebot der Unterstützung, gerade auch in den Phasen, wo sozialrechtliche Fachkompetenz von Nöten sei, die Betroffenen jedoch aufgrund der Krankheit oft keine Kraft aufbringen können.
Der Nachmittag galt den Gesprächsgruppen mit den Fachexperten, welche zu einem Großteil bereits referiert haben. Die Teilnehmer konnten selbst zwischen den Themen Chirurgie, Krankheitsbewältigung, Endoskopie und Rehabilitation wählen und sich den Gesprächsgruppen anschließen. Auch eine Gruppe zum Austausch unter den Angehörigen wurde angeboten. Die Fragestellungen waren vielseitig, die Zeit viel zu kurz: nächtliche Unterzuckerung, neue Insulinpumpen, Ernährung und Einnahme von Enzymen, Umgang mit Ängsten, Akzeptanz der Situation und Hoffnung, Verwachsungen nach Operationen – um nur einige Inhalte zu nennen. Eines hatten jedoch alle Themen gemein: im Mittelpunkt steht der individuelle Patient mit seinem individuellen Krankheitsbild, nur eine ganzheitliche Betrachtung und intensive Zusammenarbeit aller Fachärzte und Fachbereiche kann die besten Heilungschancen herbeiführen.
Foto: Anja Strecker-Seebo
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein sehr gelungener Festvortrag von Prof. Dr. med. Waldemar Uhl (Chirurgische Klinik, UK Bochum). Er nahm die Zuhörer auf seinen Werdegang, seine Forschungs- und Lernphasen mit. Neben einer eindeutigen Diagnostik in Verbindung mit guter Vor- und Nachbehandlung, Ernährung und Bewegung ist und bleibt ein zentraler Baustein die Arbeit der Selbsthilfegruppen. Zweifels ohne leisten sie einen erheblichen Beitrag in der Zusammenarbeit von Kliniken, Ärzten und Patienten, informieren allumfassend und stehen für den Erhalt der Lebensqualität des Einzelnen.
Professor Michl und Lutz Otto sprachen allen Teilnehmern ihren besonderen Dank für diese Veranstaltung aus und luden gleichzeitig zum 55. Bundestreffen ein, welches in zwei Jahren in Heidelberg stattfinden soll. Als Ausklang und kulturellen Höhepunkt der Veranstaltung zeigte sich die Stadt Halle an der Saale während einer Mondschein-Bustour in besonderer abendlicher Stimmung.
Pressebericht als PDF Download
Einladung zum 54.Bundestreffen des AdP e.V. 2022 in Halle (Saale)
Pressebericht zum 54.Bundestreffen des AdP e.V. 2022 in Halle (Saale)
Programmflyer zum 54.Bundestreffen des AdP e.V. 2022 in Halle (Saale)
Impressionen zum 54.Bundestreffen des AdP e.V. 2022 in Halle (Saale)